Ein Dialog im Restaurant

Es gab frische Seezunge mit richtig viel Krebsfleisch, winzig kleinen Kartoffeln, Zuckererbsenschoten, Speckbohnen und das alles an einer exorbitant unaufdringlichen Weinsauce. Es war göttlich.

 Zu Hause hätte ich den Teller abgeleckt. Ich fokussierte die Soßenreste, dann die Gäste um mich herum. Nein. Ich bin in einem Hotelrestaurant. Und leckte den Teller nicht ab.

Das Einzige, was es ein wenig versaute, war die Hintergrundmusik. André Rieu und einen Tick zu laut.

„Und, war alles zu Ihrer Zufriedenheit?“, fragt mich der Kellner, während er Teller und die leere Weinkaraffe an sich nimmt.

„Ganz ehrlich?“, frage ich. In mir reifte eine Idee für einen Dialog, den ich eventuell gleich bereuen würde. Es wäre nicht das erste mal …

„Aber ja! Wir sind immer an der ehrlichen Meinung unserer Gäste interessiert!“ Der Typ war echt groß und kräftig.

„Na gut. Dann bringen sie dem Koch einen Schnaps der Oberklasse und hauen dem, der die Hintergrund-CD aufgelegt hat, eins in die Fresse.“

„Nun, ich fürchte das geht leider nicht. Der Koch darf während der Arbeit keinen Alkohol trinken.“

Ich war froh, dass er meine Eröffnung annahm. Jetzt musste ich weitermachen.

„Okay, versteh ich. Dürfen Sie denjenigen, der für die Musik verantwortlich ist, während der Arbeit zusammenschlagen?“

„Ähm, ich selbst habe diese Platte aufgelegt. Wir sind ein sehr seriöses Haus – diese Art von Musik erwarten unsere Gäste nunmal. Tut mir leid – da ich mich schlecht selbst zusammenschlagen kann, müssten Sie das in diesem Fall übernehmen …“

Er machte also mit. Die Unterarme, die aus seinen bis zum Ellbogen hochgekrempelten weißen Hemdsärmeln ragten, waren in etwa so dick wie meine Waden. Mein Blick wanderte über seine noch dickeren Oberarme weiter nach oben. Seine Augen lächelten, während der Rest seines rechteckigen Gesichts unbewegt blieb.

Wir beide wussten genau, wer mit wem den Boden aufwischen würde, wenn der Dialog einen anderen Hintergrund gehabt hätte.

Wir sehen uns an und versuchen ernst zu bleiben. Mit seiner Oberkellnerprofessionalität gelingt ihm das ein kleines bisschen besser als mir. Die Muskeln hinter meinen Ohren beginnen zu schmerzen. Krampfhaft versuche ich nicht zu lachen.

„Hier drin oder draußen?“, frage ich ihn.

„Ich fände es unpassend hier drin und vor all den Gästen.“

„Stimmt.“

Wir beide sehen nach draußen

.

„Mist, draußen regnet´s …“

„Ja, es regnet. Ich müsste mich danach umziehen“,

 sagt er.

Jedem Außenstehendem wäre es vorgekommen, als führten wir ein ganz normales Gespräch.

Ich biete ihm einen Neuanfang:

 „Wissen Sie was? Fragen Sie mich doch einfach noch mal, ob das Essen gut war.“

„War das Essen gut?“

„Es war ungefähr das beste, was ich in den letzten drei Jahren gegessen habe. Ehrlich!“

„Danke, so was hört man immer gern.“

Endlich kann ich lachen. Herr Oberkellner lacht auch. Laut und wiehernd. Einige der Gäste drehen sich zu uns um. Er bemerkt es und es scheint ihm etwas peinlich zu sein.

„Sagen Sie, hätten Sie sich mit mir geprügelt, oder hätten Sie den Koch rausgeschickt?“

„Nö, das hätte ich natürlich selbst erledigt. Wissen Sie eigentlich, wie sehr mir diese Musik auf die Nerven geht? Die macht mich so aggressiv, dass ich ständig Gewaltphantasien habe. Ehrlich!“

„Danke, so was hört man immer gern.“

 

(Geschrieben um 2002)

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Deckentiere

Von außen sieht das Hotel ganz gut aus. Obwohl – langsam bereue ich es, nicht irgendwas Pauschales für eine Woche gebucht zu haben. Stattdessen fahre seit 10 Tagen mehr oder weniger planlos durch die winterliche Gegend Nord- und Ostdeutschlands. Ich steige aus meinem dreckigen Pickup und gehe durch die Lobby zur Rezeption, hinter dessen Tresen eine Dame sitzt und vor allen anderen Dingen lächelt.  Sie scheint aus einem Forschungslabor der Zahnpastaindustrie ausgebrochen zu sein.

„Nein, ist völlig okay. Ich nehm das Zimmer. Ich schlaf nur drin, also muss ich es mir nicht vorher ansehen. Danke.“

„In Ordnung. Kann ich sonst noch was für Sie tun?“ Die Grübchen auf ihren Wangen passen irgendwie nicht zu ihren riesigen weißen Zähnen.

„Oh ja. Füttern Sie mich!“ Mal sehen, ob sie jetzt aufhört, mir ihre Hauer zu zeigen. Ihr Lächeln ist nicht echt. Keine Fältchen um ihre Augen.

Sie tut es nicht.

„Tut mir leid, das Hotelrestaurant hat heute Abend geschlossen. Aber direkt gegenüber ist ein tolles Fischlokal. Gehen Sie doch dahin!“ Sie sieht die Enttäuschung in meinen Augen. „Es ist echt gut, glauben Sie mir!“

Nach 10 Stunden Strandwanderung bin ich hundemüde und mein Magen hängt irgendwo zwischen meinen Knien. Scheiß Frischluft.

 Im blank polierten Marmor der Rezeption sind zwei kleine Tierchen eingeschlossen. Winzige Eidechsen oder Krokodile oder so was. Ich frage sie, ob sie die beiden schon bemerkt hat. Sie sieht mich an und lächelt immer noch.

„Was sollen da sein? Tierchen!?“

„Ja, hier. Sehen Sie? Hanni und Nanni. Zwei winzige Krokodile. Fossilien …“ 

Sie beugt sich vor und sucht.
 
Als ich wieder hinsehe, ist da nichts mehr. Nur zwei kleine Streifen aus hellem Kalk.

 Sie lächelt ihr Zahnpastalächeln. „Sie sollten wirklich was essen gehen …“

„Ja, wohl besser so …“ Ich steige in den Aufzug, werfe meine Sachen in das dunkle Zimmer und gehe direkt in das tolle Fischlokal.

Es ist brechend voll. Ein kleiner Tisch neben einem Familienfragment ist noch frei. Tochter und Mutter warten auf die Fütterung. Wie es aussieht, ist nur eine Bedienung für etwa 40 Mäuler zuständig. Ich werde nervös. Es ist laut und hektisch. Mehrmals versuche ich die Kellnerin ranzuwinken, damit sie mir wenigstens ein Bier bringt. Beim fünften Versuch klappt es. Knapp eine Minute später bringt mir jemand einen Humpen.

„Wie viel ist da drin? Ein Liter?!“ 

“Tut mir leid, wir haben keine anderen Gläser mehr“, sagt der Kellner, der so aussieht wie ich mir einen Hobbit vorstelle und sofort wieder verschwindet. Wunderbar. Ich nehme einen tiefen Zug und die Welt sieht gleich besser aus. Grinsend strecke ich meine Beine aus. Das Bier findet derweil einen bis dahin geheimen Zugang direkt in mein Gehirn.

Weia. Der Tisch wackelt und die Wände des Restaurants bewegen sich. Mir ist schwindelig. Genau die richtige Zeit für die erste Zigarette dieses Tages. 

Als das Zippo wieder zuschnappt, starren mich durch die Rauchwolke zwei bohrende Augen an.

Sie gehören der Kleinen vom Nebentisch.

 „He, Rauchen ist gar nicht gesund“, sagt sie mit ihrer hellen und klaren Stimme. Ihre Mutter legt den Zeigefinger an ihren Mund und macht „psscht!“ Genau wie alle Eltern, deren Kinder in einem Restaurant irgendwie den Mund aufmachen. Die Kleinen sagen was und die Eltern machen „psscht!“ Und nachher ärgern sie sich, weil ihre Brut zuviel fernsieht und oder Klebstoff schnüffelt.

„Wahrscheinlich muss ich in einem Restaurant verhungern. Was macht da noch eine Zigarette?“ 

Ich grinse sie an und überlege ob meine Antwort kindgerecht war. Warum eigentlich? Ich habe keine Kinder. Weil ich keine Ahnung habe, wie man mit 6 bis 8 jährigen umgeht, nehm ich sie vorsichtshalber einfach ernst.

Erst mal einen weiteren großen Schluck. Mein Gehirn wird noch etwas leichter. Nicht mal eine Speisekarte habe ich bis jetzt bekommen.

 „Wir warten schon über eine Stunde auf´s Essen“, sagt die Kleine und lacht. „Ich bin noch nicht verhungert!“ „Psscht!“, macht die Mutter ein weiteres, ärgerliches mal. Ich betrachte sie genauer.

Sie ist etwas jünger als ich und hat dunkle Ringe unter ihren freundlichen Augen. Ihre dünnen Haare hätte sie vorgestern waschen müssen und ihre Hände zittern etwas. Unsicher sieht sie in meine Richtung.

 „Sie macht immer ‚psscht‘ „, sagt die Kleine mit ihrer seltsamen straßenköterfarbigen Frisur und lacht wieder. Es ist ein unglaublich fröhliches Lachen. Hochgradig ansteckend.

Selbst die Leute mit vollem Mund (verdammt, ich will Essen!) sehen in ihre Richtung und lächeln. Die Mutter hebt den Zeigefinger wieder in Richtung ihrer Lippen und überlegt es sich im letzten Moment anders. Die Kleine sieht das und lacht wieder.

 Mein Magen knurrt so laut, dass ich dem Lärm im Restaurant dankbar bin. Als ich mich auf der Suche nach der Bedienung umdrehe, starre ich direkt auf ihre Brüste.

Langsam schiebt sie die Karte zwischen meine Augen und ihr Dekolleté und sagt gleichzeitig, dass es leider nur noch Scholle gibt.

 Alles andere wäre aus.  „Ähh, ich habe nie was anderes als Scholle gegessen. Also werde ich heute Abend nicht damit anfangen!“ 

Ich finde das lustig. Sie nicht. „Also Scholle“, sagt sie barsch während sie geht. Ich liebe wichtige Feststellungen.

„Und ich brauch noch so´n Becher Bier!“, rufe ich hinter ihr her. Sie nickt und verschwindet. 

Die verwachsene Gestalt von Kellner stellt mir kurz drauf einen neuen Krug Bier hin und einen Korb mit zwei kleinen Brötchen und Schmalz auf einem winzigen Teller. Ohne nachzudenken stecke ich Messer und Gabel in die Brötchen und fange an zu steppen. Ich steppe gar nicht mal so schlecht. Was heißt nicht schlecht – Johnny Depp ist nur noch ein Krümel auf dem Tischtuch der Geschichte des Brötchensteptanzes unter Zuhilfenahme von handelsüblichem Besteck.

Der Liter Bier auf nüchternen Magen wirkt. Möglicherweise bin ich bereits blau.

Glöglichermeise.

Ich bin Johnny Depp und muss jetzt steppen.

 Die Kleine sieht das und knufft ihre Mutter. Zwei Kerle am Nebentisch tippen sich an die Stirn. Ich sehe alles genau – bin aber zu gut in Form, um mit dem Quatsch aufzuhören. Die Kleine legt ihr Tier aus der Hand, das sie gerade aus einer der dicken Papierplatzdeckchen rupft, knetet und faltet. Als ich zu einer Triole ansetzte, fliegt ein Brötchen vom Messer und kugelt unter den Tisch der beiden Stirntipper. Sie tun so, als hätten sie es nicht bemerkt. Die Nummer ist zu Ende.

Ich nehme das andere von der Gabel und beiße hinein. Es ist trocken wie Staub. Die Krümel verkleben meinen Mund und ich brauche einen großen Schluck Bier um auch die letzten Reste runterzuspülen. Wenn der Fisch genauso schmeckt wie die Vorspeise – oh Gott. Was soll´s. Bier ist auch Nahrung. Ich nehme noch einen tiefen Hieb aus dem Humpen und das Essen wird langsam unwichtiger. Mir ist langweilig.

Das seltsam frisierte Kind sagt irgendwas zu ihrer Mutter. Sie reden kurz, bevor sich die Mutter in meine Richtung dreht. „Möchten Sie …“ Ich unterbreche sie, indem ich meinen Zeigefinger an meinen Mund lege und „Psscht“ mache. Sie wird ein bisschen rot. Das Kind lacht laut. „Siehst du, Mama?“ Die sieht zornig in Richtung Kind, sagt aber nichts weiter.

Ich mag die beiden. 

“Meine Tochter hat gefragt, ob Sie sich an unseren Tisch setzen möchten“, fragt Mutter im zweiten Anlauf. Dabei streicht sie sich etwas nervös eine leicht fettige Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Du darfst auch rauchen“, kräht die Kleine. Und ich beschließe den Tisch zu wechseln.

Jetzt weiß ich auch, was mit ihren Haaren los ist. Das ist keine Modefrisur, sie selbst oder ihre Mutter hat sie geschnitten. „Und ich kann keine Tiere mehr machen – bringst du noch Deckchen mit?!“ Ich nicke und setze mich langsam in die Aufrechte.

 Irgendwie gelingt es mir meine Beine unter dem Tisch zu ordnen und aufzustehen. Wieviele Tiere baut so ein Kind pro Stunde?

Das Reinheitsgebot ringt mit der Schwerkraft. Ein ungleicher Kampf. Mit dem Hauch eines Ausfallschritts hämmere ich im letzten Moment vor dem kompletten Verlust des Gleichgewichts meinen Bierkrug auf den Tisch zwischen Mutter und Tochter. Peinlich. 25 km laufen, nichts essen und Alkohol vertragen sich nicht.

Eine fingerdicke Fontäne steigt aus dem Humpen und fällt wieder zurück. Schaum und Bier spritzen quer über den Tisch. „Tschuldigung, bin gleich wieder da!“

Während ich, mittlerweise stabilisiert, auf der Suche nach weiteren Servietten alle Tische im Restaurant abgrase, haben Mutter und Kind Zeit, sich und den Tisch von meinem Biergeglecker zu säubern.

 Etwa fünfzehn Sets drücke ich der Kleinen in die Hand während ich mich vorsichtig setze. Sie grinst mich an, legt ihren Kopf schief und sagt „Ich heisse Lena, und du?“

„Lars“, sage ich, „nett dich kennenzulernen.“ Dass ihre Mutter Petra heißt interessiert mich bereits weniger. Ich gebe mir Mühe, mir das nicht anmerken zu lassen. Fasziniert betrachte ich das Tier, das die Kleine bastelt. Es sieht irgendwie echt aus. Dunkelgrün und voller Details. „Du solltest ihr Zimmer sehen. Überall stehen diese Viecher rum … alles was sie in ihre Finger kriegt verwandelt sie irgendwie in Tiere …“

Lena tunkt zwei Finger in ihre Cola und formt zwei spitze Hörner an den Kopf ihrer Kreation. „Was ist das?“, frage ich sie. Es sieht genau aus wie eine Antilope oder so was in der Art. „Keine Ahnung. Hab´s im Fernsehen gesehen. Es hat lange Beine und ist ganz leicht dabei. Deshalb rennt es so schnell wie ein Auto fährt!“

„Wow!“ Was intelligenteres fällt mir nicht ein. Wohl aber das Nilpferd, das ich mit 10 oder so im Kunstkurs aus Ton gemantscht habe. Sollte es später mal von irgendwelchen Archäologen gefunden werden – die armen Schweine. Sie werden es keiner bekannten Lebensform zuordnen können. „Anarchistenorigami“, sage ich laut, während ich die Kniescheiben und Beinmuskeln der Antilope? Gazelle? betrachte. Unglaublich, was die Kurze für ein Talent hat.

„Origami ist doof. Viel zu eckig. Pferde können nicht so schnell laufen. Sie sind zu schwer. Aber ein Gepard ist noch schneller als das hier …“

„Eine Gazelle ist das, glaube ich …“

„Ja!“, sagt sie und grinst mich an. „Ich glaube das hat der Mann im Fernsehn auch gesagt. Pferde sind nicht so schnell wie die Gazellen, können aber viel weiter laufen. Und schöner als Menschen. Kuck mal, wie die Kellnerin geht“, sagt sie ohne von ihrem Tier aufzublicken. Ich sehe ihre Mutter an. Die holt tief Luft, zieht ihre Schultern hoch und deutet mit dem Kopf schräg über den Tisch.

Die Kellnerin kommt in unsere Richtung. Ohne Essen, dafür scheint sie ein X- und ein O-Bein zu haben. Es fällt kaum auf, aber etwas stimmt an ihrem Gang wirklich nicht. „Wie alt bist du eigentlich, Lena?“

„Fast acht, wieso?“

Ich fass es nicht. Ihre Mutter sieht aus dem Fenster. „Ich habe Hunger“, sagt sie ein bisschen verzweifelt. Mir geht´s genauso. Die Kellnerin ist drei Tische von uns entfernt und spricht mit den dort Sitzenden.

„… und dafür lassen Sie uns jetzt zwei Stunden hier sitzen?! Das kann doch wohl nicht wahr sein!“

Verflucht. Ich ahne was sie uns gleich erzählt. „Sie sitzen seit zwei Stunden. Wie schrecklich!“, sagt Lena während sie mit einem Zahnstocher und etwas Cola die Nasenlöcher und die Hufe der Gazelle ausformt.

„Es tut mir sehr leid, aber der Koch sagt, dass wir auch keine Scholle mehr haben. Es war heute einfach zuviel los und die Fischer sind auch noch nicht hier gewesen. Sowas ist hier noch nicht passiert, es tut uns wirklich sehr leid!“

Die Arme sieht wirklich verzweifelt aus. Langsam greife ich nach meinem Humpen und ziehe ihn leer. Petra dreht den Ring an ihrem Finger und Lena sagt der Kellnerin, dass sie komisch geht. Stille. Mutter und ich lachen. „Du hast nicht ‚Psscht!‘ gemacht. Nicht schlecht!“

„Na gut“, sage ich zu der Bedienung, „gibt´s eben nichts zu Mampfen aber dafür gehen die Getränke auf´s Haus, oder?“ Das ‚Aber‘ war rein rhetorisch gemeint. Ich bin stinksauer.

„Ja, na klar. Kein Problem, selbstverständlich.“ Wenn Blicke töten könnten … Die Kellnerin geht und ich sehe ihr nach. Sie geht einfach seltsam, aber ich weiß nicht warum.

  „Kamele und Elefanten können hundert Kilometer an einem Stück laufen. Aber nur ganz langsam …“

„Ja Schatz, ich weiß. Aber lass uns jetzt verschwinden. Wir haben noch ein bisschen Müsli auf unserem Zimmer.“ Lena sieht ihre Mutter an, dann mich und stellt die fertige Gazelle in die Mitte des Tisches. Ihr Blick ist plötzlich ernst und verwirrt mich. „Hilfst du mir?“, fragt Petra, während sie aufsteht.

Ich verstehe nicht. „Es ist verdammt eng hier …“ Sie geht um den Tisch und greift hinter den Stuhl ihrer Tochter. Erst als sie die Jacke des Kindes zur Seite zieht, sehe ich die beiden Griffe hinter ihrem Rücken. Ein Rollstuhl. Lena sitzt in einem Rollstuhl.

 „Warte Mama!“, ruft die Kleine und greift nach der Gazelle. Ich versuche noch sie ihr zuzuschieben, aber sie ist schneller. „Na und?!“, sagt sie rotzig und sieht mir dabei ruhig in die Augen.

„Hey, hab ich was gesagt?“

Ich komme mir irgendwie blöd vor. Scheiß Bier. „Aber was hast du gedacht?“ Das erste mal diesen Abend sehe ich sowas wie Traurigkeit in ihren Augen. Ich bin froh, dass ihre Mutter ihren Stuhl Richtung Ausgang dreht. Unsere Blicke werden getrennt. Lena hat keine Beine. Mir wird klar, warum sie ein abnormes Interesse am Gehen hat.

Beinahe an jedem Tisch, den wir bis zur Tür passieren, verstummen die Gespräche. Die Leute rücken ihre Stühle aus dem Weg, auch wenn genug Platz für drei Rollstühle wäre. Es ärgert mich.

„Ja, es ist verdammt noch mal ansteckend! Bringen sie sich in Sicherheit!“, bölke ich eine Frau an, die sich besonders bemüht, Platz zu machen. „Gerade war sie noch gesund. Dann hat sie Scholle gegessen und ihre Beine sind einfach abgefallen!“

Auf dem Teller der Frau liegt so was wie gebratene Blutwurst. „Na und?! Mit Wurst kann das auch passieren!“ Lenas Mutter sieht mich an. „Psscht!“ macht sie. Ich bin plötzlich richtig sauer. „Idioten“, zische ich in ihre Richtung.

 Lena hält sich eine Hand vor ihr Gesicht und lacht. Dann dreht sie sich um, sieht uns an und lacht noch lauter. „Können wir jetzt bitte gehen?“, sagt sie. „Ja, Schatz, natürlich.“ Mutters und mein Blick lösen sich.

Sie greift ihren Mantel vom Garderobenständer. Wir tragen den Stuhl die Stufen vor dem Restaurant hinunter. Ich warte auf einen Kommentar von Lena. Sie sagt kein Wort. Wahrscheinlich hat sie auch nicht vor, alleine wiederzukommen.

Draußen ist es schweinekalt und nebelig. Kind und Mutter mummeln sich in ihre Jacken. Mir fällt auf, dass ich meinen dicken Pulli erst gar nicht ausgezogen habe. Niemand sagt was. „Es war ein lustiger Abend, irgendwie …“

Ich will nach Hause. Meine Nase läuft. Ich schniefe ein, zweimal.

 Die Kleine nestelt in ihren Taschen rum und hält mir ein Tempo hin. „Deine Nase läuft …“

 „Kann nicht sein, die hat gar keine Füße … Oh Mann … Tschuldigung, Lena. War´n Reflex …“

Sie lacht wieder. „Sag, dass es dir egal ist, dass ich keine Beine hab´!“

 Es ist mir egal. Ich knie mich hin und umarme sie. Als wir uns voneinander lösen, sehe ich die Gazelle auf dem Boden liegen. Ein Bein ist abgeknickt. „Schenkst du sie mir?“, frage ich.

 „Nein, die nicht. Sie sieht jetzt irgendwie behindert aus …“ 

Die Mutter wirkt mit einem mal tieftraurig. Etwas in mir sträubt sich trotzdem, sie zu umarmen. Ich berühre sie nur leicht.

„Vielleicht sieht man sich mal wieder“, sagt sie. 

“Mama, lass uns gehen, mir ist kalt …“ „Ja, Schatz“, sagt sie, dreht sich und den Rollstuhl und die beiden machen sich auf den Heimweg.

„Macht´s gut!“, rufe ich ihnen hinterher. Ich schlottere vor Kälte, während sie im Nebel verschwinden.

 „Weißt du, wer noch langsamer läuft als ein Kamel?“ Lenas klare Stimme hallt durch die leere Straße.

 „Keine Ahnung, Lena. Sag´s mir!“ Ich kann sie kaum noch erkennen. 

“Meine Mutter!“

 Aus den Nebelschwaden heraus höre ich sie wieder lachen.

Ich stapfe zurück ins Hotel. Unten in der Halle grinst mich als erstes die Dame an der Rezeption an. Das es aussieht, als hätte sie 64 riesige weiße Zähne kann auch am Bier liegen. „Und, wie war es?“

 Mit den Armen bis zu den Ellenbogen in den Hosentaschen sehe ich auf meine Fußspitzen. Ich zittere vor Hunger und Kälte. „Stimmt was nicht?“, fragt sie und lächelt nicht mehr ganz so breit.

„Ihr Lachen. Ihr Lachen stimmt nicht. Es ist so unecht“, sage ich ihr ins Gesicht. Endlich verschwinden ihre Zähne hinter den Lippen.

 Im Aufzug denke ich an die Gazelle. Ich hätte sie wirklich gern behalten. Auch wenn sie behindert aussah.

 

(Geschrieben um 2001. Da durfte man in Restaurants noch rauchen! Die Namen von Lena und Petra sind nicht die echten.)

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Appartig. Vorlesen 2.0

 

Ja, unsere heutige Zeit ist hektisch, der Job ist nervenaufreibend und frisst einem die Zeit einfach so weg. Da muss man sich für seine Blagen, die alleine zu Hause sitzen, schon was einfallen lassen. Oder besser, was einfallen lassen lassen.

Vierjährige haben heutzutage sowieso ein eigenes iPad. Warum also nicht $3,99 investieren und die Kinder mit vorgefertigten Animationen zu 3 bis 5 ausgewählten Geschichten spielen lassen? Immerhin muss man die kurzen Texte noch selbst sprechen. Aber das geht auch zwischen zwei Meetings oder dem Abendessen mit Kunden.

Die eigene Fantasie der Kleinen wird auf diese Art jedenfalls gründlich abgetötet auf ihre bereits vorgezeichnete, buntbebilderte und laute Zukunft vorbereitet.

Nein. Es ist übrigens kein Fake …

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Das Platz sparende Wörterbuch

Alcopoppen

(Obsolet) Die mit deutscher Gründlichkeit geplante Einführung der 83 Cent-Steuer auf Alcopops wird die Rate der Teenager-Schwangerschaften verringern. Mit all ihren Auswirkungen auf das Rentensystem. Da unsere Kiddies das wissen, werden sie die Alcopops meiden und wieder selber mischen. „Politicians go Pop.“ Sie wissen ja jetzt wie es geht. Seinen Partner kann man sich schön trinken. Politische Entscheidungen leider nicht. Siehe Hip-Hopfen.

Alptraumteiler

Einzige allgemein akzeptierte Schlafstörung. Der A. lässt sich grob in 3 Klassen einteilen. Akustische-, physische oder lichtbasierende Einflüsse. Wobei Blasenschwäche auch gut funktionieren soll.

Wort: Thomas Günther

Antiseptikum

(Nebeneintrag) Auf eine Folge von rationalen Zahlen gesprüht, ergibt sich folgendes:

1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9 … 16, 1, 18 … 69, 0, 1, 2 … [ n ]

Schon 340 v Chr. warnte der Mathematiker Pytheas aus Massalia vor der Verwendung des A. in der Mathematik: „Hol´s der Apotheker!“

Ausprobiertrinken

Das Antesten neuer Sorten

Automate

kommt aus den Gewächshäusern Hollands

Automaterialismus

Siehe Geldmangelerscheinung

Autorenfilmriss

Kennt jeder, der schreibt. Besonders sowas.

Bankrottweiler

Wird zusammen mit den Bad Bankern in den Bad-Banks eingesperrt. Interessant für Halter des B.: Solange der Hund genug Banker frisst, ist er von der Hundesteuer befreit.

Bassistent/in

Ein(e) B. berät jemanden, der über ein halbes Jahr keinen Bass mehr in der Hand hatte während einer plötzlich anberaumten Session. „Früher hast du das aber so gespielt, du bist so verkrampft, was ist mit deinem Handgelenk? Beton drin, oder ist das das Alter? Hast du Gicht, oder wieso bewegst du deine Finger so langsam? Wie wär´s mal mit Triangel? Oder Briefmarken sammeln?“

Wort: Dirk Keßler und Thomas Günther

Beispielhaft

(Nebeneintrag) Urteilsspruch im Konsens eines Präzedenzfalls.

Bettpfannengericht

Im Zuge der deutschen Überbürokratisierung entstandene Kontrollbehörde, die zukünftig die Füllstandsüberwachung zentralisieren wird.

Wort: Dirk Keßler

Beziehungskrisenstab

Dildo, Vibrator.

Blutverlustmolch

Siehe Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung §177 und folgende im Strafgesetzbuch.

Wort: Tony. Er scheint keinen Nachnamen zu haben …

Druckerzeugnis

(Nebeneintrag) Gibt´s nach bestandener Prüfung. Wird diese versiebt, ist das nicht die Lizenz zum Siebdruck. Siehe Kartoffelrasterfahndung.

Ehebruchrechnung

Wenn er mich erwischt, kann er die Yacht, die Pferde und die Kinder haben. Aber um Gärtner und Pool-Boy behalten zu können, muss ich die blöde Villa kriegen …

Wort: Tony

Eichhörnchen

(Nebeneintrag) Warum das E. so heisst, ist mir völlig schleierhaft. Man kann eigentlich überhaupt nichts mit ihm eichen. Weder Längenmaße, Temperaturen oder Geschwindigkeiten. Nicht mal die Nullstellung der Skala von IQ-Messgeräten; da E. sogar behalten können, wo sie vor Monaten ihre Nüsse versteckt haben.

Einfühlsamen

„Aber natürlich verstehe ich deine Probleme mit ihm! Mann, das ist aber auch ein Arsch … Hier, trink noch ´nen Rotwein. Willst du nicht den dicken Pulli ausziehen? Und diese schrecklich enge Hose? Komm, wir setzen uns mal da rüber …“

ljb fordert 15 Jahre Haft allein für den Versuch des Einfühlsamens

Wort: Thomas G.

Eisprungtuch

Damenbinde

Entwischen

(Nebeneintrag) Selbsttätig ablaufende Umkehrung eines Reinigungsvorgangs zum Beispiel in Küche oder Treppenhaus.

Fahrstuhlgang

Bleibt niemals stecken

Feierbecher

Die durch das Ausprobiertrinken ermittelte, kleinste partytaugliche Volumeneinheit des neuen Lieblingsbiers. In Bayern auch „Maß“ genannt.

Feuerzeugnis

Durchschnittsnote Mathe, Physik, Chemie und Deutsch = 5,7. Friede seiner Asche.

Fibrillenputztuch

Waschlappen

Flugwesentlich

Ereignisse wie zum Beispiel ein Tragflächenstreik konterkarieren das F.

Gebärmutterwitz

Scheinschwangerschaft

Gehirnwäschetrockner

Verdunstung des letzten Restes von Birnengeist mittels extern eingebrachter Wärme. Ähnlich der in der Stahlerzeugung einstmals verwendeten Thomasbirne.

Wort: Thomas Günther

Geldmangelerscheinung

64 Mbit DSL, Kabelfernsehen über den 106 cm Flatscreen, Sky und BMW vorhanden, die Kinder fressen Baumrinde.

Goudamast

Im 10. Jahrhdt. von Solinger Schmieden verwendete abfällige Bezeichnung für Damaszenerklingen aus Holland. Zehn Liegestütze für den, der an Fahnenstangen oder Gewichtszunahme gedacht hat.

Gurtstrafferinnerung(en)

Äußerst schwer abheilendes Hämatom, hervorgerufen durch schweren selbstverschuldeten Autounfall unter Alkoholeinfluss.

Wort und Definition: Stefan Wende und Georg Mertens

Haarfestigerweibchen

Blondierte Frisörin in Leoparden-Leggings

Wort und Definition: Stefan Wende und Georg Mertens

Haustürschlüsselerlebnis

Nachts um drei, weit draußen auf dem Land. Minus 20 Grad, das Taxi ist wieder weg und dein Handy liegt auf der Kommode, von dir aus gesehen hinter der Haustür, genau neben dem jetzt notwendigen Schlüssel.

Hip-Hopfen

Momentan angesagtes Szenebier und dessen Vertilgung. „Nein, Mutter, mach dir keine Sorgen. Ich geh nur ein wenig Hip-Hopfen!“ Als Tätigkeit aber stark bedroht durch das Alcopoppen

Hospitaleber

Schmackhaftes, meist im Rahmen eines Pathologiekurses hergestelltes Mensaessen

Wort und Definition: Georg Mertens

Idiotischdecke

Häkelwachstuch in Braun-Türkis.

Kartoffelrasterfahndung

Fachausdruck für die Vorgehensweise der amerikanischen Bundesbehörden CIA, FBI und NSA im Vorfeld des 11. September 2001

Liebesbeweislastumkehr

Implizites, daher nie bemerktes „jetzt bist du aber mal dran“ mit vorgezogener Schmoll-Reaktion, die grundlos erscheint. Sorgt für böses Blut in jeder Beziehung. Tritt wie im Gewährleistungsrecht nach ca. einem Jahr in Kraft.

Wort und Definition: Antonius

Lottod

Psychologisch-mathematisches Phänomen durch das sich ein in der Wahrscheinlichkeitsrechnung bewandertes Individuum wegen der immer wieder propagierten, lächerlich geringen Gewinnchance von 1:139.000.000 schamhaft als trotzdem gewinnendes Element gleichsam selbst entfernt. Immer wieder verwechselt mit dem Herzinfarkt vor Freude.

Die Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden, liegt in Deutschland bei etwa 1:6.000.000. Kein Lottospieler dürfte es also wagen, das Haus zu verlassen.

Wort: Tony

Lüstlinguist

Verbalerotomane. Erforscht, wie weit er mit seinen sprachwissenschaftlichen Thesen soziale Relevanz erlangen kann. Exemplarisches Zitat: „Schicke Schuhe! F*cken?“

Maßbandwurm

Rausziehen und messen bis zu 13 Metern Länge. Kalibriert werden sollte der M. zweckmäßigerweise mit einem DKD-konformen, rückführbarem Eichhörnchen.

Maulwurftechnik

Die Verfeinerung derselben ist in Deutschland, der Schweiz und Österreich verboten.

Mullbinderin

Hochqualifiziertes und günstiges Klinikpersonal. Meist verheiratet mit importierten IT-Programmierern.

Wort und Definition: Georg Mertens

Mutterrorist(in)

Der Mercedes unter den Doppeldeutigkeiten, den so genannten Ambiguitäten. Wer terrorisiert hier eigentlich wen?

Wort von und Respekt an Tony!

Nazitat

„Ich weiß, dass man Menschen weniger durch das geschriebene Wort als vielmehr durch das gesprochene zu gewinnen vermag, dass jede große Bewegung auf dieser Erde ihr Wachsen den großen Rednern und nicht den großen Schreibern verdankt.“

Der Freund eines Freundes erzählte mir, dass diese Zeilen zum Vorwort von Hitlers „Mein Kampf“ gehören. Hätten sie dieses Arschloch bloß für immer in der Landsberger Festung eingesperrt …

Wort: Tony

Nichtschreibfehler

Drei Uhr morgens. Die beste Idee seit Monaten reißt dich aus dem Schlaf. Du machst nicht das Licht an und schreibst sie nicht auf. Sie ist zu gut um vergessen zu werden. Und Schweine können fliegen. Ohne N. hätte das Platz sparende Wörterbuch in etwa den doppelten Umfang. Siehe Autorenfilmriss.

Nirwanabolika

Zu meiner Zeit: ´ne fette Tüte nach fünf Flaschen Bier. Hieß: viel trinken -> mühsam Tüte bauen -> Kawumm -> Orbit. Wegen der zu aufwendigen Vorbereitungsphase bevorzugt die heutige Jugend eher die chemische Variante des N.: Pille rein -> Kawumm -> Orbit. Pro Tag können sie so ein bis zwei Stunden einsparen. Was aber sollten sie mit dieser Zeit anfangen? Clevere Marketingstrategen der Mobilfunkindustrie nutzten diesen Time-Slot aus und entwickelten SMS. Wie sonst ist der unglaubliche Erfolg von SMS bei Jugendlichen zu erklären? Klebstoffliche Erfahrungen mit N. machen fast ausschließlich sehr arme Kiddies, die sich weder Handy, Bier noch Pillen leisten können.

Wort: Jens Engelhardt und/oder Tony. Einigt euch :-)

Notizblockwart

Er kontrolliert, was du nicht vergessen willst.

Obduzentner

Bulimischer Gerichtsmediziner im beginnenden Endstadium.

Oktopäde

(Neues Wort) Behandelt ausschließlich Achtbeiner.

Pelzmantelgeschoss

Seine durchschlagendste Wirkung entfaltet das P., wenn nichts unter dem Mantel ist. Es wird extrem gefährlich, wenn es den Sicherungsring vom rechten Ringfinger zieht.

Wort: Jens Engelhardt

Perlhuhn

(Nebeneintrag) Es programmiert Web-Frontends, die genauso kurz sind wie ihr Rock. Dabei geht es äußerst lustobjektorientiert vor. Hohe Absätze treiben es an.

Wort: Hraban Ramm, er betreibt mit seiner Frau ein weiteres, sehr interessantes Wörterbuch: fiëé vocabulaîre.

Mehr zur Programmiersprache „Perl“: hier

Pfalzheimer

Krankheit, die fast ausschließlich Politiker und Manager zu befallen scheint. Geht auf ein Zitat von Dr. Helmut Kohl zurück: „Die Einheit wird dem deutschen Steuerzahler keinen Pfennig kosten.“ Damit lag er fast richtig. Bis Ende 2009 sind es sind es umgerechnet 312.932.800.000.000 Pfennige. In Worten: Dreihundertzwölf Billionen Neunhundertzweiunddreißig Milliarden Achthundert Millionen. Siehe: „640 KB Arbeitsspeicher sollten für jeden ausreichen.“ Bill Gates, 1981.

Picobello

(Nebeneintrag, italien./engl.) Tadelloser, aber enorm kleiner Hund. Er ist so klein, dass man sich nicht mal beim Staubsaugen Sorgen machen muss. Bei seiner Größe von nur 0.000.000.000.001 mm fliegt er durch jeden Pollenfilter. Irrelevant: der Aspekt der Stubenreinheit. Nachteil: Stöckchenwerfen unterm Elektronenmikroskop ist ´ne echte Fummelei.

Pizzatellermine

Schmeckt tödlich, kann Pizzabäcker ums Leben bringen. (Vendetta-Salami)

Reduzierung

(Nebeneintrag) „Ab heute wieder Sie, Sie Arsch!“ Verkaterter Morgen nach dem Betriebsfest aus Arbeitgebersicht.

Reizmittelfristig

Eng begrenzter Zeitraum zur Begleichung einer Schuld. Beispiel nicht ganz verstandener Leasingvertrag. „Wie jetzt? Restwert? Was meinen Sie mit Restwert?!“

Wort: Thomas Günther

Rotweinkrampf

Folge eines umgekippten 56er Chateau Margaux

Rumpfummeln

(sorry :-) Ja wo denn sonst? Am Kopf?

Rühreisprung

Bröckchentage.

Definition: Anke S.

Scheinbarhocker

Wenn man, auf dem Boden der Szenebar liegend, den Thekenrand von unten sieht, kann man davon überzeugt sein, dass der Hocker da war. Es nützt nichts. Laut revidiertem Strukturmodell der Psyche zieht sich in diesem Moment das Über-Ich zurück und übergibt an das Peinl-Ich. Genauer:

Während du der niedlichen Blonden, zwei netten Brünetten neben dir, zuzwinkerst, setzt du dich, lässig deinen Caipi hebend, auf den Platz, an dem du deinen Barhocker wähnst. Der Fall dauert etwa eine 10tel Sekunde. Du schlägst auf dem Boden auf, dein Caipi spritzt etwa 5 Meter weit in die Menge, dein Steißbein ist ausgerenkt und du stellst fest, dass die Blonde weiße Stiefel trägt. Frauen mit weißen Stiefeln sind peinlich.

Schmerzmittelklassewagen

(Obsolet) Der neue Golf. Erst seit es die Klimaanlage ohne Aufpreis gibt, wird er gekauft. Interessant. Wahrscheinlich hätte bei den blöden Deutschen auch der Marketing-Trick mit den außenverstellbaren Innenspiegeln funktioniert.

Wort: Hraban Ramm fiëé vocabulaîre

Schnittstellenausschreibung

Jobangebot in einer Fabrik für Gurkensalat.

Schönheitswahnvorstellung

(Obsolet) Jeanette Biedermann. Heute müsste sie für den Harald Schmidtschen Klobürstenvergleich herhalten.

Seminarwal

Ich habe keinen blassen Dunst, was der wohl machen könnte.  Vielleicht weiß es jemand von Euch?

Sicherheitsschlosshund

Nur echt mit 52 Zähnen. Heute fast nur noch auf Schrottplätzen zu finden. Befestigt ist der S. an der so genannten Nahrungskette. Achtung: Solange man sich innerhalb von Radius(schlosshund, kette) bewegt, ist man nicht an der Spitze der Nahrungskette.

Sitzflächenbrand

Folge eines Kino-Films, der langes und intellektuell richtiges Sitzen voraussetzt. „Die Passion Christi“ ist einer davon. Der S. tritt bei Jump-and-Run Veranstaltungen, wie zum Beispiel einem Speed-Dating, nicht auf.

ps: Ich hasse Anglizismen. Ich benutze sie nur, weil sie so trendy sind.

Soldatenverarbeitung

Afghanistan? Warum sind unsere Jungs und Mädels da unten? Ich halte mich für informiert, aber die Frage könnte ich jetzt nicht beantworten. Packt also Eure Brocken und befreit Tibet. Dafür würdet ihr geliebt!

Sprengstoffgürtelrose

Palästinensische Kurzzeitallergie.

Staubschichtplan

Findet sich in WG´s. Abstauben, eingeteilt in Schichten. Abstaubschichten.

Tapezierfisch

In den 70er Jahren ausgestorben. Einfach so von der Wand gekratzt. Schäbbich …

Tatkraftstoff

Okay. Ein Bier noch, dann überfall ich den Kiosk von Oma Nölke.

Transzendentist

Seine Behandlungsmethoden sind so ungewöhnlich, dass man zwar, wie bei allen anderen Ärzten auch, nicht versteht was er eigentlich genau macht. In seinem Fall ist es allerdings noch wesentlich undurchsichtiger. Wobei Behandlungsmethode != Behandlungserfolg. Und hier liegt die Crux. Der T. erscheint erst nach den ersten Beurteilungen seiner durchaus immanenten Behandlungserfolgen in den Gelben Seiten.

Trampelpfadfinder

Verläuft sich in einer Telefonzelle, verhungert hinter der Wursttheke.

Türrahmenhandlung

Bück dich, ist gleich vorbei. Dein Bus wartet ja leider nicht.

Uferlosbude

3 Zimmer, KDB, 78 Quadratlichtjahre, mit Balkon. Separater Eingang.

Unruhestörung

Ruhestiftung

Überhandgranate

Waffe des Konsumterrors

Vegetiertransport

Rinderlandverschickung.

Versfußpilz

Verquastes Versmaß. Daktylus ist verquast, finde ich.

Vorbeischlaf

Wie, kuscheln? Dein Bus kommt um 7:43 und ich muss noch frühstücken!

Wer jetzt noch nicht die Schnauze voll hat von neuen und /oder seltsamen Wörtern und wie sie entstehen, kann sich hier das zugehörige linguistische Wissen draufschaffen.

Wir, die solche Worte allein aus dem Bauch heraus erfinden, sind IHNEN allerdings im Vorteil. SIE wissen um die Theorie, aber WIR um die Praxis. Herzlichen Dank an alle Mitmacher!

ljb

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Liberkey. Das Schweizer Taschenmesser für den IT

Viele von uns kennen es – irgendwann hat man diesen komischen Status erreicht, in dem man um Rat gefragt wird, wenn irgendein Rechner Probleme hat. Normalerweise bin ich mit der Sysinternals-Suite und einigen anderen Programmen immer bestens unterwegs gewesen, aber es gibt etwas genaueres.

Liberkey ist ein digitaler Werkzeugkasten, der sich aus vielfältigen (zur Zeit 308) freien und portablen Applikationen zusammensetzt. Alle Programme stehen nach Kategorien geordnet unter einer Oberfläche zur Verfügung.  Alle paar Tage gibt es ein Update. Und das ist auch das Einzige, was bisweilen etwas nervt. Dafür bekommt man für jeden Hardware-Bestandteil eines Rechners ein oder mehrere passende Werkzeuge zur Untersuchung. Sämtliche Software-Aspekte werden ebenfalls abgedeckt.

Tipp:  2 GB USB-Stick neu formatieren, auf Fehler checken, Liberkey draufpacken, von Zeit zu Zeit anstecken und updaten. Wenn jetzt Oma anruft, weil ihr Rechner rumzickt und ihr findet das Problem nicht, liegt es an Euch – nicht am Werkzeug.

Liberkey —  liberkey.com

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Foxit PDF Reader deinstallieren

Ich bin nicht der Einzige mit diesem Problem:

Unter Windows 7 Home Premium 64bit kann sich das bordeigene „Uninstall“ in einer Endlosschleife aufhängen. Es hilft auch keine Neuinstallation. Problemlösung ist der Revo Uninstaller. Unter Umgehung des Foxit-„Uninstallers“ entfernt er alles von der Platte und der Registry, was mit Foxit-Reader zu tun hat.

Freeware, sauber und schmerzlos.

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Rumsfeld´s Rules sind Rumsfelds Regeln. Eine Übersetzung.

Rumsfelds Regeln

Erste Ausgabe – 01.12.1974

Überarbeitet – 10.09.2001

Viele dieser Regeln, Betrachtungen und Zitate stammen aus meiner Funktion als Vorsitzender des „Übergangsteams“ für Gerald R. Ford und meinen Diensten als Stabschef des Weißen Hauses. Andere erwuchsen aus den Erlebnissen als Marinepilot, Mitglied des Kongresses, NATO-Botschafter, Verteidigungsminister, Sonderbotschafter im Nahen Osten, Wirtschaftsmanager, Vorsitzender der U.S Ballistic Missile Threat Commission und anderen Erfahrungen.

Diese Betrachtungen und Zitate wurden in den letzten 40 Jahren zusammengetragen. Soweit bekannt, wurde der Urheber erwähnt. Wie ein Sprichwort so ist: „Wenn es nicht wahr ist, ist es doch schön erfunden.“ (Unbekannt)

Kapitel 1 — Das Dienen im Weißen Haus

Kapitel 2 — Seine Position im Weißen Haus behalten

Kapitel 3 — Wie man seinen Job im Weißen Haus erledigt

Kapitel 4 — Der Regierung dienen

Kapitel 5 — Politik, der Kongreß und die Presse

Kapitel 6 — Für den Verteidigungsminister

Kapitel 7 — Im Geschäft

Kapitel 8 — Aus dem Leben

(Für die Stabschefs des Weißen Hauses und Stabsleiter)

Nimm den Posten erst gar nicht an oder verlasse ihn, außer du hast eine Abmachung mit dem Präsidenten, daß du ihm frei von der Leber weg erzählen kannst, was du denkst und den Mut hast es zu tun.

Konsultiere deine Vorgänger aus den vorangegangenen Amtsperioden. Sie wissen, wie der Hase läuft und können dir so einiges zeigen. Versuche deine eigenen Fehler zu machen, bevor du unnötigerweise ihre wiederholst.

Fange nicht an zu denken du wärst der Präsident. Du bist es nicht. In der Verfassung ist nur Platz für einen.

Führe die Entscheidungen des Präsidenten in genau seinem Sinne aus. Sowohl in der Sache als auch im Ton.

Denke daran, daß der unmittelbar betroffene Stab und andere Regierungsmitglieder annehmen, dass dein Tempo und Ton den des Präsidenten widerspiegeln.

Lerne zu sagen ‚Ich weiß es nicht‘. Wenn es die Situation erfordert, wirst du es häufig sagen.

Wenn du Mist gebaut hast, sage es dem Präsidenten sofort und versuche zu korrigieren. Verzögern macht den Fehler nur schlimmer.

Sei präsent. Wenn du unsichtbar bist, erhält der Mythos des Präsidentenbüros unrichtige Eindrücke von dir oder dem Präsidenten zu seinem Nachteil aufrecht. Immerhin bist du gar nicht so übel drauf, wie sie immer sagen.

Unser System definiert Führung durch Zustimmung und nicht durch Befehle. Du musst überzeugend sein, um einen Präsidenten zu führen. Persönliche Kontakte und Erfahrungen formen sein Denken. Diese können aber wiederum seiner Überzeugungs- und somit seiner Führungskraft schaden.

Sei präzise. Ein Mangel an Präzision ist gefährlich, wenn der Grat zwischen Richtig und Falsch schmal ist.

Bewahre die Entscheidungen des Präsidenten. Er kann mal darauf angewiesen sein.

Es ist einfacher in etwas hineinzugeraten, als wieder rauszukommen.

Teile die Welt nicht in ‚Die‘ und ‚Wir‘. Vermeide dich in die Presse zu verlieben oder einen Groll gegen sie zu hegen. Das gleiche gilt für den Kongress, Rivalen oder Gegenspieler. Akzeptiere sie als Fakten. Sie haben ihren Job und du hast deinen.

In diesem ganzen Durcheinander, neben allen Hindernissen und jenseits aller Stagnation, sind die Ziele gesetzt. Krempel die Ärmel hoch, tu das bestmögliche, lasse dich durch den Beschuss der Anderen nicht beirren und arbeite auf diese Ziele hin.

Sag nicht, „Das Weiße Haus will.“ Gebäude können nichts wollen.

Überlasse dem Präsidenten die Familienangelegenheiten. Du hast genug andere Dinge zu tun, als dich um seine Familie zu kümmern. Sie werden ganz gut ohne dich auskommen.

Triff Entscheidungen über die Sicherheit des Präsidenten. Er kann deine Entscheidungen aufheben, aber lass ihn nicht den sein, der zur Vorsicht aufruft.

Vize-Präsident zu sein ist schwierig. Mach es ihr/ihm nicht noch schwerer.

Übernimm nicht automatisch die Direktiven des Präsidenten, wenn du nicht zustimmst oder denkst, dass er wichtige Aspekte eines Punktes nicht in Betracht gezogen hat.

Der Preis dafür, nahe am Präsidenten zu sein, ist das Überbringen schlechter Nachrichten. Du wirst scheitern, wenn du es nicht tust. Denn andere tun es erst recht nicht.

Du und das Weiße Haus sind über jeden Verdacht erhaben. Gehe mit gutem Beispiel voran.

Die Rolle des Stabschefs des Weißen Hauses ist die eines ‚Speerfängers‘ (Jack Watson)

Sprich nicht schlecht über deine Vorgänger oder Nachfolger. Du hast nie in ihrer Haut gesteckt.

Behalte stets das Vertrauen der Öffentlichkeit im Blick. Bemühe dich, die Integrität des Amtes des Präsidenten zu erhalten und zu fördern. Versprich, dass wenn du gehst, dieses Amt gefestigter ist als bevor du kamst.

Mach nicht den Boss verantwortlich. Er hat genug Probleme.

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Genieße die Zeit, der Öffentlichkeit zu dienen. Es wird wahrscheinlich die interessanteste und herausfordernste Zeit in deinem Leben sein.

Denke nicht, dass du unentbehrlich oder unfehlbar bist. Wie Charles de Gaulle schon sagte, die Friedhöfe der Welt liegen voller unentbehrlicher Männer.

Lass deine Familie, Mannschaft und Freunde wissen, daß du trotz all der Öffentlichkeit und Berühmtheit, die mit deiner Position einhergeht, noch immer derselbe bist.

Du musst einen Stellvertreter haben und einen Nachfolger aufbauen. Lass dich nicht von deinem Job auffressen oder du wirst die Balance verlieren. Vertrete deinen Standpunkt vor allen — Familie, Freunden, Nachbarn, den Leuten der Regierung und vor denen, die dir nicht zustimmen.

Wenn du von der Presse oder anderen nach deiner Meinung gefragt wirst, denke daran, dass sie in Wirklichkeit die Ansichten des Präsidenten hören wollen.

Die meisten der etwa 50 Einladungen die du jede Woche erhältst, kommen von Leuten, die den Stabschef des Präsidenten einladen, nicht dich. Wenn du daran zweifelst, frage deinen Vorgänger, wie viele er letzte Woche erhalten hat.

Behalte deinen Sinn für Humor. General Joe Stillwell hat einmal gesagt: „Je höher ein Affe klettert, desto mehr sieht man von seinem Arsch.“

Sei du selbst. Folge deinem Instinkt. Erfolg hängt, wenigstens teilweise, von der Fähigkeit ab, etwas zustande bringen zu können.

Erkenne, dass die Menge der Kritik die dir zuteil wird, ein wenig mit der Aufmerksamkeit zusammenhängt, die dir geschenkt wird.

Wenn du nicht kritisiert wirst, tust du vielleicht zu wenig.

Aus deinem Blickwinkel mag dir das Weiße Haus so dreckig vorkommen wie das Innere eines Darms. Leute, die sich mit Gesetzgebung befassen sagen, dass man sich die Herstellung von Wurst und die von Gesetzen lieber nicht so genau ansehen sollte. Lass dich davon nicht erschrecken. Von außen sehen die Dinge besser aus als von innen.

Habe keine Angst vor einem Rücktritt. Du wirst im Wert des Präsidenten steigen und es wird deiner Karriere förderlich sein.

Wenn du verloren bist — „Mach erst mal mit, spare deine Kräfte und gestehe.“ (U.S Navy SNJ Fliegerhandbuch)

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Dein Erfolg hängt von deinen Leuten ab. Suche die Besten, bilde sie aus und gib ihnen Rückhalt. Wenn das Zusammenspiel nicht klappt, gib bessere Anweisungen. Tauchen weitere Fehler auf oder zweifelst du an ihrer Eignung, hilf ihnen weiterzumachen. Das Weiße Haus kann sich keine Amateure leisten.

Du wirst eine Menge Projekte starten, aber nur die Zeit haben wenige davon zu Ende bringen. Also denke, plane, entwickle, starte das Projekt und bestimme gute Leute als Verantwortliche. Vermittle ihnen Zuständigkeit und mache sie verantwortlich. Wenn du versuchst alles selbst zu tun, erzeugt das einen Flaschenhals.

Denke voraus. Lass das von Tag-zu-Tag-Denken nicht deine Planung durcheinanderbringen.

Plane rückwärts genauso wie vorwärts. Setze Ziele und sieh nach, wie sie zu erreichen sind. Möglicherweise wirst du keinen Weg finden, der dich hinführt. Plane voraus, wie sich die Schritte auswirken, die dir nicht ganz klar waren oder intuitiv getroffen worden sind.

Versuch nicht alles zu ‚überkontrollieren‘ wie ein Pilot, der das erste mal ein Flugzeug fliegt. Bleib locker bei dem was du überblicken kannst, überdenke und verfeinere dein Verhalten.

Ein Präsident braucht viele Informationsquellen. Vermeide es aber den Zugang zu Informationen jedweder Form, seien es Zeitungen, Leute oder Ideen, zu sehr einzuschränken, obgleich du seine Zeit planen musst. Wenn du das übertreibst, wird dein eigener ‚Zensor‘ kontrollieren, nicht seiner. Nur wenn du den Hahn einigermaßen weit öffnest und damit riskierst ein wenig von seiner Zeit zu vergeuden, wird sein eigener ‚Zensor‘ die Kontrolle übernehmen.

Wenn du im Zweifel bist, überlasse dem Präsidenten die Entscheidung.

Wenn du Streitfragen mit dem Präsidenten erörterst, versuche neben der Entscheidung auch immer einen Präzedenzfall aus dieser abzuleiten. Stelle das Problem so dar, dass es eine breitere Gültigkeit erhält. Das kann helfen, eine Reihe von ähnlichen Punkten zu beantworten, die später wahrscheinlich auftauchen werden.

Sieh zu, dass der Präsident, das Kabinett und dein Stab informiert sind. Wenn sie vom Informationsfluss abgeschnitten sind, werden sie schlechte oder keine Entscheidungen treffen. Oder sie werden nicht selbstsicher und überzeugend entscheiden.

Erlaube nicht, dass Leute von Meetings ausgeschlossen werden oder es ihnen nicht erlaubt wird ihre Meinung zu äußern, nur weil sie von der des Präsidenten, dem der das Meeting einberufen hat oder deiner eigenen abweicht. Der Stab muss integer und diszipliniert sein.

Wenn der Präsident vor einer Entscheidung steht, versichere dich, dass er die Standpunkte aller beteiligten Leute kennt oder sich bewusst ist, dass er nicht alle Meinungen kennt und somit gewillt ist, mit den Konsequenzen zu leben. Leute werden sich übergangen fühlen, unzufrieden und weniger effektiv sein, wenn sie merken oder meinen, dass sie ausgeschlossen wurden.

Sei kein Flaschenhals. Wenn eine Angelegenheit weder von dir noch vom Präsidenten entschieden werden muss, delegiere sie. Gib Verantwortlichkeit nach außen und unten. Finde Problemzonen, strukturiere sie und delegiere dann. Eigentlich meint man, dass Gegenteil tun zu müssen. Widerstehe dem.

Wenn es dem Stab an Zielsetzung mangelt, gegen die seine Entscheidungen bewertet werden können, werden die Entscheidungen zufällig sein.

Eine deiner Aufgaben ist es, das Persönliche von der Sache zu trennen. Beides kann durcheinander kommen, besonders wenn jemand beim Präsidenten aneckt.

Teste deine Ideen auf dem Marktplatz. Du lernst beim Hören verschiedener Sichtweisen. Rücksprache hilft die Unterstützung zu erhalten, die nötig ist, Entscheidungen erfolgreich umzusetzen.

Wenn ein möglicher Vorstoß des Präsidenten nicht so erklärt werden kann, dass er auch verstanden wird, ist er möglicherweise nicht durchdacht genug. Wenn er vom amerikanischen Volk nicht verstanden wird, wird es kein Selbstläufer werden. Schicke ihn zurück, um ihn weiter zu durchdenken.

Viele Leute im Umfeld des Präsidenten hatten schon ein beachtliches Selbstbewusstsein bevor sie zur Regierung kamen. Manche sogar aus gutem Grund. Ihre neuen Positionen werden kaum etwas daran ändern.

Lasse das Kabinett und die Behörden Entscheidungen treffen. Stärke sie, in dem du Zuständigkeit, Befugnisse und Verantwortlichkeit in ihre Hände legst.

Behalte deine Zeit im Auge. Wenn du alles bearbeitest, was reinkommt, arbeitest du die Prioritäten der anderen ab. Versichere dich, dass der Stab an dem arbeitet, was du ihnen als Arbeit vom Präsidenten gegeben hast. Sonst reagiert der Präsident, aber er führt nicht.

Achte auf das, was fehlt. Viele Berater des Präsidenten werden ihm sagen, wie etwas zu verbessern ist oder was gerade schiefgeht. Nur wenige aber wissen, was fehlt.

Sieh den Kongress wie eine Drehtür. Wer heute dein Gegenspieler ist, den wirst du morgen um Hilfe bitten. Die Vorschläge des Präsidenten müssen von den Mitgliedern des Kongresses unterstützt werden. Es geht um spezielle Sachen zu einem Zeitpunkt, egal welche Philosophie oder Ansichten die Mitglieder zu anderen Punkten haben. Erlaube dem Weißen Haus nicht, einzelne Kongressmitglieder auszuschließen, weil er oder sie mit einzelnen oder auch mehreren Punkten nicht einverstanden ist.

Arbeite kontinuierlich daran, den Stab des Weißen Hauses in Form zu bringen. Vom deinem ersten bis zu deinem letzten Tag. Druck bewirkt das Gegenteil.

Tu oder sage keine Dinge, von denen du nicht möchtest, dass sie auf der Titelseite der Washington Post erscheinen.

Top

Öffentliche Bedienstete werden dafür bezahlt dem amerikanischen Volk zu dienen. Also mache deine Sache gut.

Der Kongress, die Presse und die Bürokratie versteifen sich viel zu oft darauf, wieviel Geld oder Anstrengung in etwas gesteckt wurde, wenn weder das Geld noch die Anstrengungen zum geplanten Ziel führen.

Es ist schwer, „bundeseigene (der Steuerzahler) Dollar“ so einzusetzen, dass das geplante Ziel erreicht wird.

Sein vorsichtig wenn jede Idee in erster Linie als ‚mutig, aufregend, innovativ und neu‘ verbreitet wird. Es gibt viele Ideen, die sich als ‚mutig, aufregend, innovativ und neu‘ geben, aber eben bescheuert sind.

Die Bundesregierung sollte die letzte Instanz sein, nicht die erste. Frage dich, ob das anstehende Programm wirklich die Verantwortlichkeit des Bundes ist, oder es nicht besser
privat, durch freiwillige Organisationen, lokale oder ländereigene Institutionen erledigt werden kann.

Wie der ehemalige Kongressabgeordnete aus Missouri, Tom Curtis, mal gesagt hat: ‚Öffentliches Geld lockt privates Geld.‘

Bemühe dich, geplante Lösungen als ‚Selbstläufer‘ zu gestalten. In dem Maße, wie die Unklarheit steigt, steigen auch Bürokratie, Umsetzungsdauer und Kosten.

Präsidiale Anordnungen müssen nicht immer mit Kosten verbunden sein. Halte Ausschau nach Alternativen, die wenig oder nichts kosten. Sie können erstaunlich effektiv sein.

Beziehe andere mit ein. Wie Senator Pat Moynihan (District New York), einmal gesagt hat: „Starrköpfige Opposition gegen Vorschläge hat oftmals keine andere Basis als die Frage: ‚Warum wurde ich nicht gefragt?'“

Achte auf das „Wer ist hier nicht einbezogen“ Problem.

„Die Atmosphäre, in der soziale Gesetzgebung interpretiert wird, ist kein Freund der Wahrheit.“ (Pat Moynihan, District New York)

Wenn du zweifelst, lass es.

Wenn du immer noch zweifelst, tu das Richtige.

Behandele jeden staatlichen Dollar wie hart verdientes Geld. Er wurde hart verdient – durch den Steuerzahler.

„Versuche die Situation intelligent zu analysieren, sieh Probleme voraus und bewege dich schnell um sie zu lösen. Wie auch immer – wenn du bis zu den Ohren in einem Alligator steckst, ist es schwer sich daran zu erinnern, dass du hergekommen bist, um den Sumpf trockenzulegen.“ (Unbekannt)

„In Washington D.C ist die Größe einer Wohltätigkeitsveranstaltung manchmal direkt proportional zur neuen Stellung der Geehrten und ihrer voraussichtlichen Fähigkeit, Geschenke zu verteilen.“ (D.G. Cross)

„Jede Regierung, die die Aktionen anderer Regierungen beobachtet und versucht, sich diese zu erklären, überbewertet immer Rationalität und Verschwörung und unterschätzt Inkompetenz und Zufälligkeit.“ (Silberman´s Gesetz der Diplomatie, Richter am US-Landgericht, Laurence Silberman)

Top

Die erste Regel der Politik lautet: du kannst nicht gewinnen, bevor du nicht auf dem Stimmzettel stehst. Die zweite Regel: Wenn du zu hektisch bist, kannst du verlieren. Und wenn es unentschieden ausgeht, hast du nicht gewonnen.

Politik ist wie der Mensch; eher Addition als Subtraktion.

„Der Gewinner ist nicht immer der schnellste, sicherste oder cleverste. Es ist der, der bereit ist um fünf Uhr morgens aufzustehen und zum Fabriktor geht um die Arbeiter zu treffen.“ (Unbekannt)

In der Politik steckt jeder Tag voll zahlreicher Möglichkeiten schlimme Fehler zu begehen. Genieße es.

Das meistunterschätzte Risiko für einen Politiker ist zu große Präsenz.

Wenn jemand mit einem ländlichen Akzent sagt: „Ich verstehe nicht viel von Politik“, dann mache sofort deine Taschen zu.

Wenn du versuchst es jedem Recht zu machen, wird es einen geben, dem das nicht gefällt.

Versuche nicht unbedingt „Ecken und Kanten“ zu vermeiden. Gelegentlich sind sie für gute Führung wichtig.

„Die Ölkanne ist mächtiger als das Schwert.“ (Senator Everett Dirksen, (Illinois))

Streitereien aus Bequemlichkeit zeigen einen Mangel an Integrität und werden dir unweigerlich ein Bein stellen.

Vergiss nicht deine Herkunft.

Die Mitglieder des Repräsentantenhauses und des Senats sitzen da nicht zufällig. Aus irgendeinem Grund haben sie es geschafft dort hinzukommen. Lerne aus welchem Grund und du wirst etwas Wichtiges über sie, über unser Land und das amerikanische Volk erfahren.

Gegenüber der Presse gibt es kein „inoffiziell.“

Es gibt nur drei Arten auf Fragen der Presse zu antworten: (1) „Ich weiß es und werde es ihnen sagen“; (2) „Ich weiß es, aber ich kann es ihnen nicht sagen“; und (3) „Ich weiß es nicht.“ (Dan Rather)

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Der Verteidigungsminister ist kein Super-General oder -Admiral. Seine Aufgabe ist es, zivile Kontrolle über die Behörde des Truppenbefehlshabers und des Landes auszuüben.

Behalte dir das Recht vor, in alles die Nase zu stecken und übe es aus. Mache deinen Stellvertretern und deinem Stab klar, dass obwohl vieles delegiert wird, keiner überrascht sein sollte, wenn der Verteidigungsminister sich persönlich um eine wichtige Sache kümmert.

Regele die Interaktion zwischen dem Pentagon und dem Weißen Haus. Wenn du nicht einen engen Kanal für die Kommunikation etablierst und du nicht vor- und zurückarbeitest, kann die Interaktion schnell chaotisch enden.

Normale Managementtechniken funktionieren in dieser Behörde unter Umständen nicht. Wenn Verantwortlichkeit nach unten verschoben wird, versichere dich, dass dabei nicht der Zusammenhalt der Dienste geschwächt wird. Was an Zusammenhalt existiert wurde schmerzvoll über die Jahrzehnte aufgebaut.

Wenn Stellen beim Pentagon gekürzt werden, achte darauf, nicht die dünne Schicht zu eliminieren, die die zivile Kontrolle sichert.

Vermeide öffentlichen Krach. Wenn eine Behörde in der Presse mit einer anderen Regierungsbehörde streitet, verringert das die Optionen des Präsidenten.

Etabliere gute Beziehungen zwischen Verteidigungsministerium, Staat, nationalem Sicherheitsrat, der C.I.A. und dem Finanzministerium.

Stelle sicher, daß US-Botschafter über Aktivitäten des Verteidigungsministeriums in ihren Ländern informiert werden.

Entwickle persönliche Beziehungen zu den Vorsitzenden und jedem der Stabschefs. Sie sind meist immer hervorragende Staatsdiener. In Krisenzeiten können solche Beziehungen sehr wichtig sein.

Wenn du die Zielsetzungen richtig bestimmt hast, kann ein Leutnant die Strategie vorgeben. (General George Marshall)

Napoleon wurde einmal gefragt, „Wer glauben Sie, sind die besten Generäle?“ Er antwortete, „Die Sieger.“

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Wenn du neue Aktivitäten startest, finde aktuelle Dinge, die du dafür abbrechen kannst, seien es Berichte, Aktivitäten, etc. Es funktioniert, aber du musst dich dazu zwingen. Halte immer dein „teeth to tail ratio“ im Auge.

[ Das „teeth to tail“ oder auch „tail to tooth Verhältnis“ kommt aus der Sprache der Marinekorps. Die Zähne (teeth) bedeuten hierbei das, was unmittelbar zum Kampf beiträgt, der Schwanz (tail) steht für die Logistik und Planung, die den Kampf vor Ort erst möglich macht. ljb]

Beobachte das Wachstum der mittleren Führungsebenen. Besetze freiwerdende Stellen nicht automatisch neu. Lasse einige Positionen für 6 bis 8 Monate unbesetzt und sieh dir an, was passiert. Du wirst herausfinden, dass du einige nicht neu besetzen musst.

Reduziere Ebenen des Managements. Sie vergrößern die Distanz zwischen der Spitze der Organisation und den Kunden.

Finde Wege der Dezentralisierung. Verlagere die Zuständigkeit Entscheidungen zu treffen nach unten und außen. Fördere einen unternehmerischen Ansatz.

Reduziere — reduziere Geschäftsfelder, Produkte, Aktivitäten, Leute. Tu dies jährlich.

Kenne deine Kunden.

Entwickle wenige Schlüssel-Themen und bleibe ihnen treu. Es funktioniert. Ihre Wiederholung ist notwendig. „Qualität,“ „Kunde,“ „Innovation,“ „Service.“ — Was auch immer!

Das was du willst, dass es dir berichtet wird, wird dir helfen, dich zu verbessern. Wenn du kritisch bist. Wie du dein Berichtswesen gestaltest, verkündet deine Prioritäten und setzt somit die Prioritäten der Institution.

In einem Mitarbeiterstab sind die Leute die besseren, die über betriebliche Erfahrung verfügen. Sie hilft dabei, die Dinge von anderen Seiten zu sehen.

Sei wachsam bei der Diskussion „Jetzt gilt es zu investieren, (Ver-) Besserungen kommen in den nächsten Jahren.“ Die Reibung zwischen kurzfristig und langfristig kann konstruktiv wirken, aber ohne Kurz- gibt es keine Langfristigkeit.

Viel zu oft empfiehlt das Management Pläne, die aussehen wie Bob Hopes Nase oder ein Hockey-Schläger. Die Zahlen gehen im ersten Jahr nach unten, um dann in späteren Jahren anzusteigen. Wenn du dich auf Hockey-Schläger-Pläne einlässt, wirst du feststellen, dass sie Jahr für Jahr vorgeschlagen werden.

Der Weg es gut zu machen, ist, es gut zu machen.

Lass nicht zu, daß die Komplexität einer großen Firma Leistungsfähigkeit vorgaukelt. Bürokratie ist ein Komplott, daß das Große zu Fall bringen kann und es tut. Um auf der Weltbühne mitspielen zu können mußt du zwar groß sein, aber du musst auch Wege finden zu verhindern, daß schiere Größe schlechte Leistungsfähigkeit überdeckt.

„Kein Plan überlebt den Kontakt mit dem Feind.“ (Alter militärischer Grundsatz)

Denk dran: Rang „A“ stellt Rang „A“ ein, Rang „B“ stellt Rang „C“ ein.

„Der Vorteil des freien Marktes ist, dass er es Millionen von freien Entscheidungsträgern individuell erlaubt, auf frei bestimmte Preise, bereitgestellte Ressourcen – Arbeit, Kapital und menschlichen Ideenreichtum – in einer Weise zu reagieren, die nicht durch einen zentralen Plan nachgeahmt werden kann. Wie brillant dieser zentrale Planer auch immer sein mag.“ (Friedrich August von Hayek)

„Drei Schlüsselfragen, die ein Geschäftsführer stellen sollte: (1) Wirst du mit Anstand und Respekt behandelt? (2) Sind dir die Werkzeuge gegeben worden, deinem Leben einen Sinn zu geben? (3) Hat jemand bemerkt, was du getan hast? (Paul O´Neill)

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„Du kannst keine Lüge predigen.“ (Huckleberry Finn von Mark Twain)

„An einem glücklichen Tag muss jeder beteiligt sein.“ (Marcy Rumsfeld, sieben Jahre)

„Die wichtigsten Dinge im Leben sieht man nicht – Höflichkeit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Frieden.“ (Unbekannt)

„Überzeugung ist ein zweischneidiges Schwert – Grund und Emotion – verinnerliche dir das.“ (Professor Lewis Sarret, Senior)

„Die Kunst des Zuhörens ist unentbehrlich für den richtigen Einsatz des Verstandes. Sie ist ebenso die liebenswürdigste, offenste und großzügigste der menschlichen Gewohnheiten.“ (Wird R. Barr vom St. John´s College, Annapolis, Maryland, zugeschrieben)

„Wenn du beim Schreiben länger als 30 Minuten brauchst um die ersten zwei Absätze aufs Papier zu kriegen, wähle ein anderes Thema.“ (Raymond Aron)

„In Einmütigkeit können sehr wohl Feigheit als auch unkritisches Denken stecken.“ (Unbekannt)

„Wenn du rollst, geht´s bergab.“ (L.W. Pierson)

„Was ist der Unterschied zwischen einem guten Marineoffizier und einem sehr guten? Antwort: Ungefähr sechs Sekunden.“ (Admiral Arleigh Burke)

„Das erste Gesetz der Löcher: Wenn du in eins reingerätst, hör auf zu buddeln.“ (Anonym)

„Siehe die Schildkröte, sie macht nur Fortschritte wenn sie ihren Kopf rausstreckt.“ (James B. Conant)

„Wenn wir das Wasser trinken, sollten wir nicht die vergessen, die den Brunnen gegraben haben.“ (Altes Chinesisches Sprichwort)

„Je härter ich arbeite, desto glücklicher bin ich.“ (Stephen Leacock)

„Wenn´s nicht leicht geht, erzwinge es.“ (G.D. Rumsfelds Einschätzung des Handlungsprinzips seines 10 Jahre alten Sohnes Don)

„Aber ich bin ich.“ (Nick Rumsfeld, 9 Jahre alt)

„Du lernst im Leben, dass es wenige Plateaus gibt. Entweder geht’s rauf, oder runter.“ (Unbekannt)

Ansichtssache: Maurice Chevaliers Antwort auf die Frage, was es für ein Gefühl ist, 80 zu werden: „Ganz gut, bedenkt man die Alternative.“

„Für jedes menschliche Problem gibt es eine Lösung, die einfach, sauber und falsch ist.“ (H.L. Mencken)

Nur weil ein Problem zu existieren scheint, muss nicht unbedingt bedeuten, dass es dafür auch eine Lösung gibt.

„Wenn ein Problem keine Lösung hat, muss es nicht unbedingt eins sein. Aber [betrachte es als] eine Tatsache, die nicht gelöst werden kann; mit der man mit der Zeit zurechtkommen muss. (Shimon Perez)

„Wenn ein Problem nicht gelöst werden kann, vergrößere es.“ (Dwight D. Eisenhower)

„Die meisten Menschen verbringen ihre Zeit mit ‚Dringendem,‘ anstatt mit ‚Wichtigem'“ (Robert Hutchins)

„Wenn du denkst, du hast die Dinge unter Kontrolle, bist du nicht schnell genug.“ (Mario Andretti, Rennfahrer)

„Der Sieg ist niemals endgültig. Eine Niederlage ist niemals tödlich. Es ist der Mut, der zählt.“ (Winston Churchill)

„Intellektuelles Kapital ist die am wenigsten austauschbare Eigenheit.“ (Unbekannt)

„Der bessere Teil vom Leben besteht aus Freundschaft.“ (Abraham Lincoln)

„Wenn du Ski fährst und nicht hinfällst, versuchst du es nicht richtig.“ (Donald Rumsfeld)

„Der Test für erstklassige Intelligenz ist, zwei gegensätzliche Ideen zugleich im Kopf zu haben und gleichzeitig die Fähigkeit zu behalten, zu funktionieren.“ (F. Scott Fitzgerald)

„Es ist selten, dass jegliche Freiheit auf einmal verloren geht.“ (David Hume)

„Geschichte marschiert zum Takt einer klaren Idee.“ (W.H. Auden)

„Demographie ist Schicksal.“ (Scanlan)

„Wo ist die Weisheit, die wir im Wissen verloren haben? Wo ist das Wissen, dass wir in der Information verloren haben?“ (T.S. Eliot)

„Es ist nicht Amerika, was an der Welt nicht stimmt.“ (Harry Golden)

Wenn du Regeln aufstellst, dann nicht mehr als zehn.

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Rumsfeld´s Rules im Original (als PDF) zum Vergleich


Übersetzung – Lars J. Brandt (www.ljb.de), Andrea und Michelle. Vielen Dank für Eure Hilfe!

— Revision 10  – 11.07.2003

Revision 11 (Endfassung) – 11.02.2011

Veröffentlicht unter Rumsfeld´s Rules | Ein Kommentar

Die Schneefrau

Anfang Januar im äußersten Norden Deutschlands. Ich weiß jetzt, was das Wort Nebensaison wirklich bedeutet. Sogar die Trostlosigkeit hat irgendwas Richtung Süden gebucht. Das Land außerhalb der wenigen Dörfer scheint wie tot. Ich beobachte den Morgennebel, wie er sich im Sonnenlicht das Leben nimmt. Er wird sich rächen, indem er später Wolken bildet – aber momentan bin ich ihm dankbar. Es wird heller, grüner und das Meer immer blauer. Stundenlang fahre ich kleine Nebenstraßen an der Ostsee entlang und begegne niemandem. Es scheint, als wäre ich der einzig existierende Mensch.

Ich denke an den niedlichen blonden Engel aus dem Hotel, das ich für zwei Tage gebucht habe.

 Sie sollte in einem Werbespot über irgendwas Empfindliches die Hauptrolle spielen.

Das war das, was ich dachte, als ich sie das erste mal sah. Ich bin auf dem Rückweg zum Hotel und mir fällt auf, dass ich womöglich verknallter bin, als ich sollte.

Die Straße vor mir verengt sich am weit entfernten Horizont auf etwa einen Millimeter. Ich rieche sie so gut, als säße sie neben mir. Gestern Abend nahm sie mir die Speisekarte aus der Hand und erzählte irgendwas über die Empfehlung des Tages. Ich blickte auf, sah ihr Gesicht, und hätte es nur kalte Hammelsuppe gegeben, von ihr serviert, ich hätte sie gegessen. In Wirklichkeit habe ich irgendwann einfach „Ja, das nehm‘ ich“ gesagt. Ich hoffte, dass sich ihre großen Augen von der Fensterfront lösen und sich mir zuwenden würden. Stattdessen nickte sie fast unmerklich und verschwand. Zum Magenknurren gesellte sich dieses spezielle Ziehen im Bauch. Wunderbar. Ich sah ihr hinterher und überlegte, welches Essen ich bestellt hatte.

Wir begegnen uns gerade wieder. Leider nur in meiner Großhirnrinde. Ich schenke ihr eine Rose und frage sie, ob ich sie zum Essen einladen darf. Sie fragt, ob ich bescheuert bin. Ich nehme ihr die Rose aus der Hand und beiße die Blüte ab. Warum, frage ich mampfend. Sie sagt, dass sie Kellnerin ist und deshalb Restaurants hasst. Klar, sage ich. Wenn du mir hilfst, eine Robbe zu fangen, werde ich dir eine am Strand grillen und wir trinken Dosenbier dazu – wie wär das? Ich überlege, ob ich Robbenfleisch mag. Sie sagt, dass sie Dosenbier hasst. Ich nehme zärtlich ihre Hand in meine und spucke die zerkaute Rosenblüte vor ihr Gartentor. Es gibt hier keine Robben, sagt sie. Dann lass uns an den Strand gehen und welche suchen. Vielleicht gibts ja doch Robben hier und ich bring einen guten Roten mit. Ja, sagt sie plötzlich und strahlt mich an. Wir treffen uns morgen früh am Strand und suchen welche.

Prima, ich freu mich auf morgen –

Traum zu Ende. Vollbremsung. Ein Trecker zieht aus einem von einer Hecke verdeckten Feldweg wie selbstverständlich auf die Straße. Der Bauer ist hier natürlich der einzig existierende Mensch, deshalb verzichte ich aufs Hupen und das übliche Mittelfingergezeige.

Es hat geschneit während ich unterwegs war. Von der Küste aus habe ich die dicken Wolken im Landesinneren gesehen. Die Wiese unter dem Hotelrestaurant ist unter einer knappen Handbreit Pappschnee begraben. Schneemannschnee. Ich beginne eine Kugel zu rollen und überlege ernsthaft, ob ein deutscher Standardschneemann nun aus zwei oder drei Kugeln besteht. Es ist ewig lange her, seit ich den letzten gebaut habe. Ich weiß es tatsächlich nicht mehr und lasse es auf einen Versuch ankommen. Wenn zwei nicht reichen, mach ich eben drei. Ist eh niemand hier, der mich beobachtet. Ein Denkmal für den blonden Engel. Würde ich ihr das auch sagen?

Ein deutscher Standardschneemann besteht aus drei Kugeln, deren Volumina sich harmonisch zueinander verringern sollten. Siebzig Grad Winkel von unten nach oben, würde in der DIN-Norm für Schneemänner stehen. Jetzt, wo das Ding vor mir steht, weiß ich es wieder. Im Wald nebenan finde ich einen Tannenzapfen für die Nase, auf dem Waldweg zwei große Steine für die Augen, aber nicht genug kleine für den Mund. Mit meinen bloßen blauen Händen schiebe ich große Mengen Schnee zur Seite, finde aber nur zu große, nicht mundgerechte Steine.

„Moin, Moin. Wenn du was zu Essen suchst, da drüben in dem Hotel ist ein feines Restaurant!“ Ich hatte den Eingeborenen gar nicht kommen hören. Erleichtert stelle ich fest, dass die Fischköppe hier oben tatsächlich rudimentären Humor besitzen. Danke Käptn, rufe ich ihm hinterher. Aber aus der Bude lass ich höchstens die Beilagen kommen!

Zurück an meinem Schneemann baue ich Nase und Augen ein, habe aber immer noch zuwenig kleine Steine für den Mund. An der Auffahrt zum Parkplatz finde ich welche. Sie sind leider zu klein. Egal. Langsam wird es dunkel und der fertige Schneemann sieht aus, als hätte er einen Schlaganfall hinter sich. Außerdem fällt mir auf, dass in der Werbung Schneemänner immer nur in unzertrampelten Flächen stehen. Jungfernzeugung, unbefleckte Erbaunis oder Hubschrauber? Was soll´s. Gleich wird er in der Dunkelheit versinken. Mein Denkmal.

Ich gehe auf mein Zimmer und dusche etwa eine Stunde lang in einer Badewanne, die groß genug für zwei wäre.

 Als ich später im Restaurant an der breiten Fensterfront sitze, sehe ich plötzlich meinen Schlaganfallpatienten in einem hellen Lichtkegel. Jemand hat einen der Scheinwerfer für die Auffahrt in Richtung Wiese gedreht. Bis hier oben kann ich den leicht hängenden Mundwinkel meines Schneemanns erkennen. Peinlich.

Was ich trinken möchte, fragt mich der blonde Engel, während sie mir die Karte hinlegt. Sie duzt mich, die anderen drei Gäste werden gesiezt. Sie sind vielleicht zehn Jahre älter als ich. In ihren Augen vielleicht zwanzig. Jedenfalls haben sie ihr keinen Schneemann gebaut. Ich fletsche meine Zähne in die Richtung der drei.

Den Schneemann da draußen habe ich für dich gebaut, sage ich. Er kuckt etwas komisch, sagt sie, während sie dabei etwas komisch kuckt. Es ist ein Hauch, eher ein Atom dessen, aus dem ein Lächeln bestehen könnte. Ihr Blick geht weit über den Schneemann hinaus.

Sie sagt, sie hasst es, Sonntags zu arbeiten. Ich sage, dass ich es niemandem weitererzählen werde. Sie lächelt jetzt beinahe erkennbar.

 Das Bier bringt mir ihre Kollegin. Sie sehe ich ihren Mantel anziehen; ihre Schicht ist zu Ende. Im Vorbeigehen fragt sie mich, ob ich nächstes Jahr wieder hier sein würde. Zum Schneemannbauen. Sie fährt mit beiden Händen hinter ihren Nacken und zieht ihre langen blonden Korkenzieherlocken aus dem Mantel.

Warum erst nächstes Jahr, warum nicht heute Abend? Vor dem Fenster fallen dicke Flocken auf die Wiese und den Wald. Ich stelle mir vor, wie es wäre, da draußen mit ihr herumzutoben. Sie sieht nicht so aus, als wenn sie sich auf ihren Feierabend freuen würde. Die Traurigkeit in ihren Augen verunsichert mich. 

Ich weiß nicht, sage ich, vielleicht liegt nächstes Jahr kein Schnee.

 Sie bleibt stehen und betrachtet den Schneemann mit ihren großen traurigen, grünen Augen eine ganze Weile. Sie riecht wunderbar. Es ist kein Parfüm.

Ich hasse Schnee, sagt sie, und geht.

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Ja, ja. Da bin ich wieder!

Mein lieber Scholli!  Da arbeitet man mal knapp 7 Jahre nicht an seiner Homepage und wird direkt angepöbelt.  Ich musste eben ein bisschen nachdenken …

Aber das ist natürlich nur vorgeschoben. In Wirklichkeit hatte ich ein schweres Abhängigkeitsproblem.

Nach dem Ausfall meiner geliebten drahtlosen Tastatur habe ich mich erst wieder mühsam an eine mit USB-Anschluss gewöhnen müssen. Es war schrecklich. Das Schreiben war mir praktisch unmöglich geworden, da ich immerfort auf das Kabel starren musste, das sich, wie ein obszöner urzeitlicher Wurm, aus seinem Schlupfloch hinter der NumLock-LED heraus, über meinen Schreibtisch wälzte. Erst 2009 begann ich den Wurm zu ignorieren. In der Zwischenzeit schrieb ich meine Notizen und Geschichten mit einem Bleistift in Ringbücher. Eine Antiquiertheit? Nö. Aber dazu später mehr.

Denn es kam noch schlimmer. Ich bekam ein MacBook. Was an sich nicht das „Schlimm“ ausmacht, sondern eher die Tatsache, wie lange es brauchte, das Ding einigermaßen zu „entappeln“ und es in ein Werkzeug zu verwandeln. Schlimm war der Moment, als ich eines Nachts schweißgebadet aufwachte und mir klar wurde, was ich da eigentlich in der Hand hielt.

Eine Tastatur, die weder draht- noch kabelgebunden, sondern direkt am Rechner befestigt ist! Die komplette Perversion meines eigentlichen Abhängigkeitsproblems.

Mittlerweile kann ich aber wieder alles essen.

Wie auch immer. Ich bau ´ne neue Seite. Diesmal als Blog. Hat den Vorteil, dass ihr Eure fiesen Kommentare direkt unter den neuen Eintrag setzen könnt, statt in ein hässliches „Gästebuch“ zu schreiben, oder umständlich per Mail Kontra geben zu müssen  :-)

Ein paar alte und liebgewonnene Sachen werden wieder auftauchen. So zum Beispiel „Das Platz sparende Wörterbuch.“ Oder die Übersetzung der „Rumsfeld´s Rules„, die sich so mancher Manager oder Mensch in leitender Funktion mal gründlich durchlesen sollte.

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