Lieber Heinz Rudolf Kunze,

eins wollte ich dir immer schon sagen: Das du damals im Januar 1986 in der ZDF-Hitparade aufgetreten bist, habe ich dir nie wirklich verziehen - aber vielleicht brauchtest du das Geld, oder wolltest dein Image ändern - wer weiß das jetzt noch. Fünfunddreißig Tage warst du in den Deutschen Top-20. Dein war mein (nicht unbedingt) ganzes Herz bis zu diesem Tag, weil deine Texte einiges an Ordnung in mein 17- bis 20jähriges Hirn brachten.

Und dann sowas. Ein mental durchtrainierter Lyri-, Musi- und Zyniker zwischen einem Haufen Playback-Schwuchteln. Mann, du hast damals etwas in mir zerbrochen. Dein im Jahr darauf erschienendes Album "Deutsche singen bei der Arbeit" habe ich zwar rauf und runter gehört, aber immer mit einem leicht schalen Beigeschmack. Kilian, der alte Kronzeuge, hatte plötzlich das Gesicht von Dieter-Thomas Heck. Doch lassen wir die Vergangenheit ruhen.




Weil das da oben hast du wirklich nicht verdient. Dein Name unter dem dieses unterhaltungsmechanischen Schreckgespenstes, das tut weh.

Obwohl, wenn wir doch nochmal zurückdenken, 49 Tage nachdem du aus der Hitparade verschwunden bist, kamen die Typen von Sigue Sigue Sputnik. Und hielten sich 14 Tage länger in den Charts.

Bei der Anzeige da oben handelt es sich also entweder um einen Druckfehler, oder die konsequente Fortführung musikalischen Irrsinns.


Heinz Rudolf Kunze

Jeanette Biedermann


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